Rund um die Geburt

Geburtstrauma | Frühgeburt | Krankenhausaufenthalte

Wenn plötzlich alles anders kommt …

„Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber die Art und Weise, wie sie in uns abgespeichert ist.“

Kaum ein anderes Thema ist mit so freudigen und hoffnungsvollen Erwartungen verbunden, wie ein neugeborenes Kind. Viele haben das Bild einer erschöpften und doch überglücklichen Familie, die ihr Neugeborenes liebevoll im Arm hält vor Augen. Ein Bilderbuchszenario, das nur leider die wenigsten Familien erleben, denn traurigerweise stimmt das Geburtserlebnis oft so gar nicht mit unserer Wunschvorstellungen überein. 

Die Geburt kann aus dem Bedürfnis, selbstbestimmt zu entbinden, in einer Erfahrung völligen Kontrollverlusts enden. Im Krankenhaus wird es schnell mal hektisch, weil die Umstände ein plötzliches Eingreifen erfordern. Doch gerade bei der Geburt sind unsere Gefühle ohnehin schon heftig und von Natur aus überwältigend. Wenn dann noch Menschen auf uns einwirken, weil etwas außer Plan gerät, hat unser Körper kaum eine Möglichkeit zur Regulation.

Traumatisch wird es meist dann, wenn die Frau mit diesen heftigen Gefühlen keine Möglichkeit zum Handeln bekommt und in die Hilflosigkeit und Ohnmacht rutscht. Eine Art Erstarrung setzt ein und sie lässt die Untersuchungen und oft schmerzhafte Eingreifen der Ärzte und Schwestern über sich ergehen.  Unser Nervensystem gerät dabei in den höchsten Alarmzustand, der im schlimmsten Fall über mehrere Jahre andauern kann. Wir erkennen das in dem Ausdruck: “Es sitzt uns noch in den Knochen”.

Während dieses Vorgangs kapseln wir uns notwendigerweise ein Stück weit von unseren Gefühlen ab, um emotional zu überleben.

Diese automatisierten Schutzmuster können in der akuten Stress-Situation durchaus sinnvoll und notwendig sein. Problematisch wird es, wenn sie weiterhin bestehen bleiben, da der Körper und vor allem unser Nervensystem im Ausnahmezustand stecken bleibt. 

Die Abspaltung macht uns tragischerweise „gefühlsärmer“ und wenn wir dann unser Neugeborenes endlich im Arm halten, kann die lang ersehnte, liebevolle und innige Verbindung dadurch eingeschränkt sein. 

Weitere Situationen, die uns in diese Überlebensmechanismen bringen, sind Frühgeburten und Erkrankungen des Kindes. Die ständige Sorge und Angst um das eigene Kind ist kaum auszuhalten. Besonders dort, wo sogar unklar ist, ob das eigene Kind überleben wird. Auch dort spalten wir sinnvollerweise einen Teil unserer Gefühle ab, der jedoch für die Verbindung zu uns und unserem Kind so wichtig ist.

In der körperorientierten Aufstellungsarbeit können wir solch eine Stresssituation sichtbar machen, ohne sie selbst nochmal durchleben zu müssen. Es ist eher wie ein Film, den man betrachtet, während sich die angestauten Emotionen durch die Stellvertreter lösen können. Das eigene Nervensystem hat die Möglichkeit, sich regulieren und das Erlebte anders verarbeiten und abspeichern zu können.  

Diese Regulation ermöglicht uns, endlich die innige und liebevolle Beziehung zu uns selbst und anderen aufzubauen, nach der wir uns so sehnen.